05.11.2020
Freiwilligendienstleistende übernehmen systemrelevante Aufgaben, nicht nur in Zeiten von Corona. Am 5. November findet deutschlandweit der digitale Aktionstag #fürfreiwillige zur Anerkennung von Teilnehmenden an einem Freiwilligen Soziales Jahr (FSJ), Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) oder Bundesfreiwilligendienst (BFD) statt. Ziel ist es, mehr Wertschätzung und Vergünstigungen für Freiwilligendienstleistende zu erreichen. Dazu werden Posts mit #fürfreiwillige auf Social Media geteilt. Jedes Jahr absolvieren in Baden-Württemberg rund 16.500 junge Menschen einen Freiwilligendienst.
„Unsere Freiwilligendienstleistenden begleiten und unterstützen Kinder, Jugendliche oder Erwachsene mit Behinderung in der Kinderkrippe, Kindertagesstätte, in Schulen oder in Wohngemeinschaften. Das ist in der derzeitigen Krisensituation eine besonders große Herausforderung. Schließlich handelt es sich dabei vielfach um eine Hochrisikogruppe“, sagt Rahel Röhner, Leitung Freiwilligendienste bei der Reha-Südwest. „Es ist beeindruckend, wie die Freiwilligen die derzeitige Situation meistern und was sie Tag für Tag leisten. Das verdient mehr Anerkennung und sollte auch entsprechend entlohnt werden“, so Röhner. In Karlsruhe erhalten die Freiwilligendienstleistenden unter Vorlage ihres Freiwilligenausweises zwar schon einige Vergünstigungen, aber er werde nicht überall akzeptiert. „Das muss sich ändern“, ergänzt Röhner.
23.07.2020
Zwei Männer mit Behinderung, beide 29 Jahre alt, suchen drei neue Mitbewohner oder Mitbewohnerinnen für ihre Wohngemeinschaft. Interessierte sollten zwischen 20 und 40 Jahre alt sein und wenn möglich, tagsüber einer Beschäftigung, zum Beispiel in einer Werkstätte oder einer anderen Beschäftigung, nachgehen.
Die Wohnung ist barrierefrei und befindet sich im 1. Obergeschoss im Haus am Brunnen des „Mehrgenerationen-Wohnen Am Albgrün“. Mehr zum Wohnprojekt Quartier am Albgrün erfahren Sie im Internet unter www.am-albgruen.de.
Der Pflegedienst, der die Männer derzeit unterstützt, steht bei Bedarf auch nachts zur Verfügung (Nachtbereitschaft). Die pädagogische Fachkräfte des Begleiteten Wohnens unterstützen bei den individuellen Leistungen nach dem Bundesteilhabegesetz (BTHG), hier Eingliederungshilfe nach SGB IX.
Nähere Informationen erhalten Sie bei Ulrike Nuß. Sie ist telefonisch erreichbar unter der Telefonnummer 0721 93382040 oder Sie schreiben einen E-Mail an begleitetes-wohnen@reha-suedwest.de
09.07.2020
Seit 1. Juli 2020 führt Heike Ackermann die Geschäfte des gemeinnützigen Trägers der Jugend- und Behindertenhilfe Reha-Südwest. Sie übernimmt die Aufgaben von den Konzerngeschäftsführern Peter Hafner, der Ende Oktober in Ruhestand gehen wird, und von Miriam Weisserth, die bereits bei einem anderen Unternehmen der Sozialwirtschaft tätig ist. Ab August wird die Diplom-Verwaltungswirtin Ackermann auch für das Tochterunternehmen Reha-Südwest Südbaden und für weitere Unternehmensteile verantwortlich sein.
Heike Ackermann ist mit den Aufgaben der Reha-Südwest bereits vertraut. Neben ihrer bisherigen Funktion als Leitung der Service-Entgelt-Abteilung des Paritätischen Baden-Württemberg, war sie eine strategische und wirtschaftliche Beraterin der Mitgliedsorganisationen. Ihr Aufgabengebiet umfasste zudem Rahmenvertragsverhandlungen auf sozialpolitischer Ebene.
„Meine Tätigkeit als Geschäftsführerin sehe ich als große Verantwortung. Die Reha-Südwest ist breit und vielfältig aufgestellt – von der Frühförderung, der inklusiven Kindertagesbetreuung, sonderpädagogischen Einrichtungen und dem Bereich Wohnen bis hin zu den ambulanten Diensten“, sagt Ackermann und lobt die Qualität, mit der sich das Team für die Sache engagiert.
Es ist ihr ein besonderes Anliegen die positive Unternehmensentwicklung nicht nur fortzusetzen, sondern auch voranzutreiben. In der Balance zwischen Kontinuität und Neuerung sieht Ackermann eine Herausforderung in ihrer neuen Funktion. Die Erfahrungen und Kompetenzen der Belegschaft als auch der Gesellschafter möchte sie einbinden und nutzen, um Teilhabe zu fördern und die Lebenswelt von Menschen mit Behinderung zu verbessern.
Die Reha-Südwest gGmbH wird von fünf badischen Elternvereinen und fünf Kommunen als Gesellschafter getragen. „Wir freuen uns, dass wir mit Heike Ackermann eine exzellente Fachkraft aus den Reihen der Sozialwirtschaft als Geschäftsführerin gewinnen konnten“, sagt Josef Herdner der amtierende Vorsitzende der Gesellschafterversammlung.
Aufsichtsratsvorsitzende Cornelia Petzold-Schick ergänzt: „Mit der neuen Geschäftsführerin Heike Ackermann wird die gute Zusammenarbeit zwischen den Kommunen und den privaten Trägern der Reha-Südwest sicherlich erfolgreich fortgesetzt – für die Menschen mit und ohne Behinderung in der Region, die von der Reha Südwest betreut werden.“
18.06.2020
„Mit der Video-Konferenz haben wir eine Möglichkeit gefunden, unsere Seminare im virtuellen Raum anzubieten und jeden damit zu erreichen“, sagt Rahel Röhner. Sie leitet das Büro der Freiwilligendienste und koordiniert unter anderem die Seminar-Angebote für die Absolvierenden des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) und des Bundesfreiwilligendienstes (BFD).
Zur Zeit finden die Abschlussseminare der Freiwilligen statt. „Das ist für uns alle eine sehr emotionale Zeit mit Rückblick und Reflexion“, so Rahel Röhner. „Mit dem neuen Format haben wir die Möglichkeit, uns alle nochmals zu sehen und uns bei den Teilnehmenden zu verabschieden.“ Die Interaktion steht auch in Online-Seminaren im Fokus. In der Regel starten die Bildungsreferenten im Plenum und übergeben dann Aufgaben und Gruppenarbeiten in die virtuellen Räume. Für die Zukunft sieht das Team Online-Seminare als attraktives Angebot und sinnvolle Ergänzung zu den Präsenzseminaren, beispielsweise für Teilnehmende, die eine weite Anreise haben. „Online-Angebote ersparen Zeit und Kosten, gezielt eingesetzt und im kleinen Rahmen sind sie sehr sinnvoll“, findet Rahel Röhner. „Allerdings ist der persönliche Kontakt nicht zu ersetzen und wir freuen uns, wenn wir uns bald wieder persönlich bei den Freiwilligen für ihren Einsatz bedanken können.“
04.06.2020
„Vorruhestand auf Probe“
„Wir haben derzeit einen sehr entspannten Umgang miteinander“, stellt Renate Link fest. Sie ist pädagogische Fachkraft des Dienstes Begleitetes Wohnen. Ausflüge und Club-Besuche fallen weg. Aber: In der neu gewonnenen Zeit entstehen kreative Ideen. „Wir malen viel, misten aus und kochen zusammen neue Rezepte“, erzählt sie. So entsteht beispielsweise Holundersirup aus Blüten, die sie beim Spaziergang sammeln. Maike Baron lebt in einer Wohngemeinschaft, Renate Link unterstützt sie dabei. Maike Baron hat inzwischen das Schreiben für sich entdeckt und an einem Literaturwettbewerb teilgenommen. Auch wenn sie gewohnte Freizeitaktivitäten vermisst, findet sie Gefallen an dieser besonderen Zeit und sieht sie als ‚Vorruhestand auf Probe‘. „Die Entschleunigung hat uns einen Blick über den Tellerrand ermöglicht und wir versuchen, das Positive in unserem Alltag beizubehalten“, darin sind sich die beiden einig.
Entspannung in der Männer-WG
Auch in einer Wohngemeinschaft geht es entspannt zu. Insgesamt fünf Männer mit komplexen Behinderungen leben dort selbstorganisiert zusammen. Ihre Tagesstruktur hat sich verändert: „Der Alltag der Männer ist mit ihrer Arbeit in den Werkstätten, Therapien und Pflege normalerweise sehr stark durchgetaktet“, erzählt Marcel Kern, der die Männer als pädagogische Fachkraft begleitet. Der ein oder andere genießt auch hier die Entschleunigung ohne die Arbeit in der Werkstatt. „Ein WG-Mitglied mit Autismus wirkt sogar ruhiger und ausgeglichener seit das tägliche Programm reduzierter ist“, stellt Marcel Kern fest. Zusammen nutzen sie die Zeit für Ausflüge, kreative Tätigkeiten oder gemeinsames Kochen. Einer der Männer besitzt ein sogenanntes Rollfiet, ein Lastenrad, mit dem man einen Rollstuhlfahrer transportieren kann. Ein Anderer bearbeitet Fotos per Augensteuerung mit seinem Talker und hat bereits ein Fotoalbum und Kissen gestaltet. „Gemeinsam versuchen wir, den Tag zu nutzen und es entstehen die besten Ideen“, sagt Marcel Kern und ergänzt: „Wenn doch mal keine Zeit oder Lust zum Kochen bleibt, unterstützen die Männer in einer Kooperation die Kulturküche Karlsruhe und bekommen dort ein leckeres Mittagessen.“
Weder Stress noch Panik
Roberto Schneck wohnt mittlerweile alleine in seiner Wohnung. Er lebt mit einer komplexen Behinderung und sitzt im Rollstuhl. Besuche im Biergarten mit seinen Freunden sind momentan nicht möglich und auch auf Bahnfahrten zu seiner Familie verzichtet er. Über die aktuelle Situation spricht er viel mit seinem pädagogischen Begleiter. Die Gespräche mit ihm geben ihm Sicherheit und helfen ihm, die Lage einzuschätzen. „Momentan hört man sehr widersprüchliche Informationen und ich versuche, meinen Medienkonsum auf das Wesentliche zu konzentrieren“, sagt Roberto Schneck. „Ich gehöre zur Risikogruppe, habe erfreulicherweise ein gutes Immunsystem und muss für mich individuell entscheiden, was ich mache oder eher sein lasse.“ Für Roberto Schneck ist aktuell eines wichtig: „Keinen Stress und keine Panik, denn das macht die Sache auch nicht besser.
07.05.2020
Laut und bunt – so sieht normalerweise der tag05 aus. Ein Tag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Doch in diesem Jahr blieb am 5. Mai alles ruhig auf dem Kronenplatz. Keine Demo, keine Party. Aktiv waren die Veranstalter vom Stadtjugendausschuss trotzdem und haben sich eine kreative Lösung überlegt. Durch eine Mitmachaktion ist ein Film entstanden, der auf bereits bestehende Projekte, Initiativen und Ideen aufmerksam macht und gleichzeitig vorhandene Probleme, Hürden und Barrieren beleuchtet. Videobotschaften, Bilder, Statements und Musik zeigen so mal anders, wie bereichernd Vielfalt sein kann.
Maike Baron lebt in einer Wohngemeinschaft und wird dabei unterstützt vom Begleiteten Wohnen. Ihr war es sehr wichtig, einen Beitrag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung zu leisten. Mit einem Gedicht zeigt sie ihre Botschaft: Weg von anders – Gleichheit für alle Menschen! Zu sehen ab Minute 17:35.
05.05.2020
Nähe, Fürsorge, Pflege – für Kinder mit Mehrfachbehinderung auch in Corona-Zeiten essenziell. Kerstin Schönherr ist Kinderkrankenschwester in den Sozialpädagogischen Wohngemeinschaften in der Moltkestraße. Sie erlebt täglich, was das Leben in Zeiten der Corona-Pandemie für die Bewohner bedeutet. Mit viel Kreativität, Flexibilität, Engagement und Zuversicht hält sie alle Bälle in der Luft.
Nähe statt Distanz
Ausgangssperre, Kontakt- und Besuchsverbot – Maßnahmen, die im Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderung schwer umsetzbar sind. „Unsere Kinder gehören aufgrund von unterschiedlichsten Vorerkrankungen zur Risikogruppe. Viele leiden an chronischen Atemwegserkrankungen, haben Schluckstörungen, Epilepsien oder ein schwaches Immunsystem“, erzählt die Kinderkrankenschwester. In den Wohngemeinschaften gilt es, die Kinder in besonderem Maße zu schützen. „Allerdings ist eine intensive Pflege und Fürsorge ohne Nähe nicht möglich“, so Kerstin Schönherr. „Unsere Arbeit lebt vom intensiven Kontakt und die Kinder nehmen ihre Umgebung nur über Berührung wahr. Mit den Jüngsten kommunizieren wir vor allem über die Mimik. Sie reagieren ängstlich auf die Masken und warten auf ein vertrautes Lächeln.“
Anders statt gewohnt
Kindern und Jugendlichen mit schweren Behinderungen beizubringen, dass ihre gewohnte Alltagsstruktur von heute auf morgen wegfällt, ist kognitiv kaum möglich. Gewohnte Abläufe sind sehr wichtig und geben Halt und Struktur. „Und auf einmal ist alles anders“, betont Kerstin Schönherr. „Sie dürfen vertraute Personen nicht mehr sehen, Schul- und Therapiestunden fallen aus oder können nur noch mit Sondergenehmigungen stattfinden.“
Lockerungen statt Einschränkungen
In enger Absprache mit dem Gesundheitsamt konnten nun einige Möglichkeiten für Lockerungen gefunden werden: „Ein Elternteil darf sich stundenweise im Garten mit dem Kind treffen, natürlich nur mit Abstand und Mund- und Nasenmaske. Und auch einige Schulkinder besuchen wieder eine Art Notbetreuung in der Außenstelle der Ludwig Guttmann Schule“, freut sich Kerstin Schönherr.
Zuversicht statt Resignation
Die Situation ist momentan für alle Beteiligten eine außergewöhnliche Herausforderung und das Team versucht die Lücken im Alltag der Kinder so gut wie möglich zu stopfen. Gleichzeitig müssen viele auch privat jonglieren. Kerstin Schönherr zeigt sich dennoch zuversichtlich: „Die Solidarität und Hilfsbereitschaft der Menschen, die uns Pflegematerialien spenden oder Briefe schreiben gibt uns die nötige Kraft in dieser besonderen Zeit. Wir sind zuversichtlich und hoffen, dass die Isolation bald ein Ende hat und wir Inklusion wieder leben können.“