05.05.2020
Nähe, Fürsorge, Pflege – für Kinder mit Mehrfachbehinderung auch in Corona-Zeiten essenziell. Kerstin Schönherr ist Kinderkrankenschwester in den Sozialpädagogischen Wohngemeinschaften in der Moltkestraße. Sie erlebt täglich, was das Leben in Zeiten der Corona-Pandemie für die Bewohner bedeutet. Mit viel Kreativität, Flexibilität, Engagement und Zuversicht hält sie alle Bälle in der Luft.
Ausgangssperre, Kontakt- und Besuchsverbot – Maßnahmen, die im Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderung schwer umsetzbar sind. „Unsere Kinder gehören aufgrund von unterschiedlichsten Vorerkrankungen zur Risikogruppe. Viele leiden an chronischen Atemwegserkrankungen, haben Schluckstörungen, Epilepsien oder ein schwaches Immunsystem“, erzählt die Kinderkrankenschwester. In den Wohngemeinschaften gilt es, die Kinder in besonderem Maße zu schützen. „Allerdings ist eine intensive Pflege und Fürsorge ohne Nähe nicht möglich“, so Kerstin Schönherr. „Unsere Arbeit lebt vom intensiven Kontakt und die Kinder nehmen ihre Umgebung nur über Berührung wahr. Mit den Jüngsten kommunizieren wir vor allem über die Mimik. Sie reagieren ängstlich auf die Masken und warten auf ein vertrautes Lächeln.“
Kindern und Jugendlichen mit schweren Behinderungen beizubringen, dass ihre gewohnte Alltagsstruktur von heute auf morgen wegfällt, ist kognitiv kaum möglich. Gewohnte Abläufe sind sehr wichtig und geben Halt und Struktur. „Und auf einmal ist alles anders“, betont Kerstin Schönherr. „Sie dürfen vertraute Personen nicht mehr sehen, Schul- und Therapiestunden fallen aus oder können nur noch mit Sondergenehmigungen stattfinden.“
Lockerungen statt Einschränkungen
In enger Absprache mit dem Gesundheitsamt konnten nun einige Möglichkeiten für Lockerungen gefunden werden: „Ein Elternteil darf sich stundenweise im Garten mit dem Kind treffen, natürlich nur mit Abstand und Mund- und Nasenmaske. Und auch einige Schulkinder besuchen wieder eine Art Notbetreuung in der Außenstelle der Ludwig Guttmann Schule“, freut sich Kerstin Schönherr.
Zuversicht statt Resignation
Die Situation ist momentan für alle Beteiligten eine außergewöhnliche Herausforderung und das Team versucht die Lücken im Alltag der Kinder so gut wie möglich zu stopfen. Gleichzeitig müssen viele auch privat jonglieren. Kerstin Schönherr zeigt sich dennoch zuversichtlich: „Die Solidarität und Hilfsbereitschaft der Menschen, die uns Pflegematerialien spenden oder Briefe schreiben gibt uns die nötige Kraft in dieser besonderen Zeit. Wir sind zuversichtlich und hoffen, dass die Isolation bald ein Ende hat und wir Inklusion wieder leben können.“